Time For Metal Zeitreise – Savatage – Hall Of The Mountain King

Klassiker von damals neu gehört - mit René W. und Florian W.

In dieser Kolumne plaudern Redakteur Andreas B. und / oder Florian W. mit Chefredakteur René W. ein bis zweimal im Monat über einen Klassiker der Metal- und Hardrock-Geschichte. Der Fokus liegt dabei nicht auf Bands aus der zweiten Reihe oder auf vergessenen Underground-Perlen. Die Time For Metal Zeitreise ist die Bühne für die einflussreichen und großen Bands unserer Szene. Hier wird über deren Alben gefachsimpelt, sich erinnert, diskutiert und manchmal auch gestritten. Von Fans für Fans.

Lehnt euch gemütlich zurück und erinnert euch mit uns an die alten Zeiten und die großen Momente, die uns alle so sehr geprägt haben.

Heute: SavatageHall Of The Mountain King aus dem Jahr 1987.

René W.:
Wir bleiben wie bei der letzten Zeitreise mit Guns n’ Roses in meinem Geburtsjahr 1987 hängen. Damals feierte das Album Hall Of The Mountain King Release, über das über wir heute sprechen möchten. Ich vermute, Flo kann euch da deutlich persönlichere Storys präsentieren als ich. Meine erste intensivere Berührung entstand durch die Trans-Siberian Orchestra (TSO) und Savatage Show 2015 in Wacken (zum Artikel), als sie vor 80.000 Zuschauern über beide Bühnen jeweils ein 40 Minuten starkes Set pro Combo auf die Beine gestellt haben. Die Performance war saustark und ließ mich etwas intensiver in die Klänge hineinhören. Trans-Siberian Orchestra konnten da sehr schnell zünden. Bei Savatage hat es tatsächlich bis zum Juni dieses Jahres gedauert. Sirens und The Dungeons Are Calling wurden als Vinyl Re-Release abgefeuert und trafen direkt meine Ohren. Der Old School Sound macht eben Laune. Gesanglich muss man Jon Oliva mögen, ansonsten gibt es da vor allem bei seinen hohen Passagen viele Reibungspunkte, die sicher auch viele Ohren negativ treffen. Vor wenigen Tagen lief Power Of The Night rauf und runter. Auch diese Scheibe steht aktuell für Vinyl Liebhaber als Re-Release griffbereit. Umso spannender heute mit dir über Hall Of The Mountain King zu sprechen, die bewusst gerade zweimal meine Anlage passiert hat. White Witch sagte mir bereits was und auch der Titeltrack ist geläufig, der Rest wird ein wilder Ritt durch neues Land. Weißt du, wo ich Hall Of The Mountain King erstmals gefeiert habe? Bei Brütal Legend von Jack Black. Mein Kumpel ist ein unglaublicher Zocker, eines Tages war das Game dran, also er hat gespielt und ich Whiskey getrunken. Gerechte Arbeitsteilung. 😀

Florian W.:
Absolut spannend, dass Guns n‘ Roses und Savatage im selben Jahr grandiose Alben veröffentlicht haben und die Musik so gut wie nichts gemeinsam hat. Wenn man Gemeinsamkeiten finden möchte, dann bei den beiden Protagonisten der Bands. Ebenso wie bei den Guns gaben bei Savatage der Sänger und der Gitarrist den Ton an. Neben der von dir erwähnten markanten Stimme des „Mountain King“ Jon Oliva, war das wilde und prägnante Gitarrenspiel seines Bruders Criss das Markenzeichen der Band. Criss Oliva musste im Alter von 30 Jahren bereits sein Leben bei einem Autounfall lassen. Der gegnerische Fahrer stand dabei unter Alkoholeinfluss.

Die beiden Brüder gründeten Savatage Anfang der Achtziger und lange sagte mir der Name nichts. Nach Begegnungen mit Power-Metal-Bands wie Blind Guardian und Rhapsody machte ich mich auf die Suche nach den Urvätern des Genres. Dabei kam mir wie so oft die „Bibel“ des Metal zur Hilfe. Record Mania vom Rock Hard Magazin bescherte mir schon häufig geniale Alben und gelang erst vor Kurzem durch Zufall wieder in meine Hände – fein säuberlich in Klarsichtfolie im Ordner archiviert. Bei der Liste der „300 besten Hard ’n‘ Heavy Scheiben aller Zeiten“ schafften es Savatage gleich dreimal unter die Top 100. Darunter Power Of The Night, Gutter Ballet und eben Hall Of The Mountain King. Als ich mir das Album seinerzeit besorgte, war ich zunächst enttäuscht. Denn der erste Song, den ich jemals von den Amerikanern hörte und bis heute in meinem Songranking der Band Platz eins belegt, ist Follow Me, mit dem göttlichen Gesang von Zak Stevens. Dann war da dieses Gekeife von Jon Oliva, mit dem ich mich erst mal anfreunden musste. Trotzdem lässt allein der Titelsong einen Klassikerstatus zu und durch seine Stimmfarbe bekommen die zehn Stücke eine schön düstere Grundstimmung.

Auf deinen Besuch bei TSO vs. Savatage bin ich schon echt neidisch. Ein Konzert einer der Bands blieb mir bisher verwehrt. Wohl auch, weil die Band in meiner Sturm- und Drangphase Anfang der 2000er schon irgendwie halbtot war. So ist der letzte Studiobesuch der Kultband auch schon 20 Jahre her. Wie war dein erster Besuch in den heiligen Hallen des Mountain Kings?

René W.:
Leider blieben mir TSO vs. Savatage live auf dem Wacken auch verwehrt, ich hatte mir damals die Onlineshow angesehen, sie wäre aber eine Reise nach Schleswig-Holstein wert gewesen. Wie schon gesagt, bei mir ging es von TSO rüber zu Savatage beide Projekte werden immer wieder zusammen genannt, da führt eben das eine zum anderen. Wie schon erwähnt, mein erster aktiver Querschnitt mit dem heutigen Album folgte durch Brütal Legend. Die Nummer hat im Game einfach die Emotion des Spiels perfekt transportiert. Aktuell liegen die alten Savatage-Alben aufgrund der Vinyl-Re-Release-Serie, wie es der Zufall will, bei mir auf dem Schreibtisch. Im Februar wird auch Hall Of The Mountain King auf Schallplatte erscheinen und ihr könnt, wenn euch diese Kolumne hier nicht reicht, Ende Januar in meinem Review noch mal neben den Daten und Fakten ein paar Worte zu den Tracks von mir lesen. Wer das Album noch nicht haben sollte, kann ich hier spoilern, wartet auf die Vinylversion im Februar 2022. Kommen wir endlich auf die Musik und deine Frage zurück. Hall Of The Mountain King läuft dieser Tage erstmals in einem Streich bei mir durch. Ansonsten habe ich mich beim schnellen Durchtesten von vor ein paar Jahren auf den Titeltrack The Price You Pay und Strange Wings fokussiert. Mal sehen, ob dieser Status am Ende bestehen bleibt.

Als Opener schlägt 24 Hrs. Ago eine tiefe Kerbe in einen Genremix, der 1987 ganz bestimmt nicht beim Discounter an jeder Stange hing. Der Mix aus Thrash und Heavy war zwar nicht neu, die Kombination mit progressiven Elementen im Duell mit Kickass-Riffs dann doch was sehr Eigenständiges. Was auffällt: Savatage gehen immer wieder in die Soli, versuchen bewusst mit den Instrumenten zu punkten und hinterlassen nie den Eindruck, dass der Sänger den alleinigen Fixpunkt in der Kunst bildet. Wo wir schon bei Christopher „Criss“ Oliva sind, für mich einer der unbeachteten Gitarristen, der in den Achtzigern auf Weltklasseniveau abgeliefert hat. Ein Wunsch von mir wäre jetzt noch neues Material aus seiner Hand zu hören. Möge der Mountain King ihm gnädig sein und ihm einen gebührenden Platz bis in alle Ewigkeiten an seiner Tafel zuweisen. 24 Hrs. Ago ist eine coole Nummer, mein erstes Highlight formt jedoch Beyond The Doors Of The Dark den ich jahrelang ignoriert habe. Die Kolumne hat sich für mich jetzt schon gelohnt. 😀 Das Riffing ist relativ simpel, dafür zündet die Nummer sofort und Jon Oliva klingt katastrophal gut. Nicht die anspruchsvollste Nummer, dafür mit einem geilen Songwriting und dem von uns oft zitierten Ohrwurmcharakter. Was will man auch Negatives gegen folgende Zeilen sagen?

Another day’s begun
Under the moon and sun
Circle has been drawn
Life has been prolonged
Hell is eternity
Hell is your destiny
I’ll tell you to die
A never ending suicide
Of nightmares you have inside

Bevor ich mich auf dich übergebe, beziehungsweise du mal wieder was sagen darfst, wie gefällt dir speziell Beyond The Doors Of The Dark? Bei den Guns haben wir auch über das Artwork gesprochen, das von Hall Of The Mountain King gefällt mir persönlich viel besser. Schlicht, old school und auf den Punkt. Ein Cover, was man auch ohne Probleme als Poster in die Bar neben die Helloween und Blind Guardian Flaggen und Banner hängen kann.

Florian W.:
Da hast du mich jetzt mit Wucht durch die „dunkle Tür“ gestoßen. Beyond The Doors Of The Dark ist wirklich ein Grower und beim Intro muss ich sofort an Dio denken. Könnte so auch von einem seiner Soloalben oder aus seiner Zeit bei Sabbath stammen. Eindringlich und düster. Dann die spitzen Schreie von Jon Oliva. Vielleicht nicht der beste Sänger, aber er hat einen verdammt hohen Wiedererkennungswert. Criss Oliva kann man gar nicht genug loben. Ein verkanntes Genie. Die Riffs und Soli, die er sich scheinbar aus dem Ärmel schüttelt, sind nicht von dieser Welt. Vielleicht kann Beyond The Doors Of The Dark noch einen Platz auf meinem Treppchen ergattern. 24 Hrs. Ago hat diesen schon sicher und zwar auf Rang zwei. Schön, dass wir beide noch unsere außergewöhnlichen Momente finden. Obwohl ich das Album schon häufig gehört habe, lief es schon lange nicht mehr.

Das Cover von Gary Smith, der seinerzeit auch die Gitarren von Criss Oliva mit Airbrush veredelte, ist einfach nur großartig. Genau das, was mein 15,16-jähriges Ich damals abgefeiert hat. Ich glaube, das Vinyl muss ich mir nächstes Jahr auch noch gönnen. Legions flacht für meinen Geschmack nach den ersten beiden Songs zu sehr ab. Da liegt der Finger schnell auf der Skiptaste. Die eben erwähnten Parallelen zu Sabbath schließen den Kreis in Strange Wings, bei dem der kurzzeitige Black Sabbath-Sänger Ray Gillen die zweite Stimme singt. Typischer Hard Rock für die Zeit, aber durch die immer wieder eingestreuten Soli von Criss noch weit über dem Durchschnitt. Die Keyboards hallen durch die Gänge, der Refrain ist leicht verdaulich – so schreibt man einen eingängigen Song mit Stil. Der leider 2017 verstorbene Produzent Paul O’Neill hatte auf Hall Of The Mountain King erstmals seine Finger im Spiel und verhinderte sogar die vorzeitige Auflösung der Band. Seine Handschrift bedeutete eine klare Steigerung nach dem Rohrkrepierer Fight For The Rock. Er brachte die Band wieder zurück in die Erfolgsspur und wenige Zeit später entstanden auch TSO aus dieser Zusammenarbeit. Klassik hielt ja auch schon bei unserem vorliegenden Album Einzug in den Sound der Band. Wie stehst du generell zum Thema Klassik im Metal. Sind Savatage ein gutes Beispiel oder gibt es noch andere Bands, die diesen Stilmix gekonnt umsetzen?

René W.:
Klassische Musik als Anteil in Metalsongs oder Bands mag ich persönlich phasenweise sehr gerne. Haggard haben richtig viele coole Stücke, nur live wurde ich bislang immer enttäuscht. Deshalb muss ich unbedingt mal auf ein Solokonzert, auf Festivals haben sie oft Soundprobleme bei der großen Truppe auf der Bühne. Tarja als Solokünstlerin geht noch tiefer in das Genre als bei Nightwish und gehört für mich zu den besten Sängerinnen im Metal aller Zeiten, vielleicht sogar die Beste! Wie du siehst, könnten jetzt noch diverse Namen fallen, vielleicht machen wir auch einfach mal eine Zeitreise durch Metalsongs mit klassischem Anstrich. Ideen für Sonderausgaben sammeln wir ja gerade fleißig. ?

Nach dem Intro und dem bärenstarken Beyond The Doors Of The Dark läuft die Platte zwar noch rund, jedoch Höhepunktarm. Legions dudelt den Refrain rauf und runter, die Gitarre setzt Trademarks und weiter steht und fällt viel mit Jon. Streiten kann man permanent über ihn. Lernt man ihn lieben, hat man einen, wie du schon sagst, einzigartigen Frontmann, der unverwechselbar agiert. Das bringt mich zu Axl von Guns n‘ Roses oder Alice Cooper zurück, die wir schon besprochen haben und ebenfalls ganz stark auf die Stimmfarben der Sänger setzen. Bei Strange Wings schießen mir immer die Scorpions in den Kopf. Die Riffs, der Songaufbau und die bekannten Moves der Deutschen, alles findet man in dem Track wieder. Alles Zufall, trotzdem immer wieder witzig. Seit Tagen geht der Blick zum Interpreten und jedes Mal muss man feststellen, es sind immer noch Savatage, wenn man mal die Vocals ausblendet.

Nach dem bewussten Aufbau von Prelude To Madness fliegen einem das erste Mal proaktiv Metal-Orchestermelodien um die Ohren. Passend zu Weihnachten kann man das Instrumental gerne mal laut aufdrehen, um die nervigen Christmas-Songs aus der Rübe zu bekommen. Mein zweiter großer Punch erfolgt ganz klar mit dem Titeltrack. Papa, was hörst du da, fragt mein sechsjähriger Sohn Oscar. Hall Of The Mountain King, antworte ich und seine Gegenfrage lautet, um was geht es in dem Lied. Über eine Halle im Berg, wo der Bergkönig herrscht, interessiert, durfte der Song noch ein paar Mal laufen. Auch beim Nachwuchs kann der alte Sack in der steinigen Halle mit dem goldenen Zepter punkten. Nach zwei intensiven Wochen läuft er gerade Gefahr, überhört zu werden. Dann brauche ich auch bei den geilsten Kompositionen erst einmal Abstand von der Nummer. Wie ist das bei dir, kannst du eine einzelne Nummer zigmal am Tag und in der Woche hören? Wenn meine Frau sagt, dass sie von einem Werk langsam genervt ist, dann hat er auch schon hundert Drehungen in meinen Ohren absolviert in kürzester Zeit. Bei mir passiert es also tatsächlich, dass Kracher einfach mal totgehört werden.

Florian W.:
Hm, mehrmals am Tag gehen einige Songs schon. Bei Reviews und der Zeitreise für mich auch fast unerlässlich. Tothören kommt bei mir eher selten vor, da ich immer gerne Neues entdecke. Auf dem Rockharz hatten wir mal eine Kaspertruppe neben unserem Zeltplatz, die einen Song den ganzen Tag und die ganze Woche anhatten. Wir schmiedeten schon Mordpläne. 😀

Um noch mal auf deine Scorpions-Parallelen in Strange Wings zurückzukommen: Vielleicht ist es doch gar nicht so ein großer Zufall. Wenige Jahre vor Hall Of The Mountain King erschien das Scorpions-Hitalbum Love At First Sting. Wie wir alle wissen, haben die Hannoveraner im Ausland mehr Ansehen als bei uns. Eventuell sind die Einflüsse auch bis nach Florida vorgedrungen. Aber alles Spekulatius, um mal in der Weihnachtssprache zu bleiben.

Das Intro zum Titelstück enthält natürlich passenderweise Zitate des namensgebenden Stücks In Der Halle Des Bergkönigs des norwegischen Komponisten Edvard Grieg. Den Black-Metal-Fans unter euch dürfte der Name des aus Bergen stammenden Grieg vor allem durch die legendären Grieghallen bekannt sein. Seine berühmte Melodie aus Peer Gynt wurde auch schon zwei Jahre zuvor in Helloweens Gorgar verwurstet. Gekonnt leitet das Donnergrollen in den Titelsong über, der über jeden Zweifel erhaben ist und nicht vom Thron der Platte zu stoßen ist. Einer der besten Metalsongs aller Zeiten und für mich auf einer Stufe mit Holy Diver, Battle Hymn oder Fear Of The Dark. Dieser passende Hall auf der Stimme von Jon Oliva vermittelt schon ein mächtiges Gefühl, wie der Bergkönig voller Anmut und Stolz auf seinem Thron sitzt. Die Schreie erschüttern die Grundmauern der Königshalle und da sind sie wieder, die unfassbaren Soli von Gitarrengott Criss Oliva. Für meinen Geschmack neben Follow Me, Edge Of Thorns und Gutter Ballet das großartigste Stück Musik aus dem Hause Savatage. Jon Oliva schrieb 2006 übrigens auch eine textliche Fortsetzung namens Through The Eyes Of The King auf seinem Soloalbum Maniacal Renderings. Was die musikalische Klasse angeht, herrschen allerdings Welten zwischen Savatage und Jon Oliva’s Pain. Überhaupt sind die Amerikaner doch stark unterbewertet und werden zu selten in einem Atemzug mit Maiden, Manowar oder Priest genannt.

The Price You Pay muss sich wohl meinen dritten Platz mit Beyond The Doors Of The Dark teilen. Da mag ich mich dieses Mal nicht festlegen. Allein das Riff zu Beginn rechtfertigt schon einen Platz auf dem Treppchen. Dann wärmt Jons Stimme schon fast das Geschehen auf, bevor er wieder zeigt, wo der Frosch die Locken hat. Die Komposition lässt immer wieder Luft zum Atmen und versprüht neben den erdrückenden Vocals eine gewisse Leichtigkeit. Darüber hinaus handelt es sich um die einzige Nummer, die von Drummer Steve Wacholz mit komponiert wurde. Den Ton gaben sonst die Oliva-Brüder an. Bevor ich mir mit der weißen Hexe eine Line durch die Nase ziehe, übergebe ich dir erst mal wieder das Zepter.

René W.:
Am Anfang hätte ich auf eine recht kurze Zeitreise getippt. Gut, dass wir vorher keine Wetten abschließen. Ein letztes Mal Hall Of The Mountain King und danke für deine vielen Informationen, die mich abermals in die Schranken weisen. Meine paar Wochen Savatage können da überhaupt nicht gegen anstinken. Wird Zeit, dass im nächsten Jahr mal ein Thema auf den Tisch kommt, bei dem ich dich ganz alt aussehen lassen kann. Der Titeltrack ist jede Reise wert und wird nicht nur zum Vinyl-Review noch oft bei mir laufen.

The Price You Pay ist definitiv ein killer Heavysong, der mit vielen Manowar-Nummern mithalten kann. Ich gebe dir Recht – keine Ahnung, warum die Amis so unterbewertet im Raum stehen. Über die Wirkung von Rage bin ich auch oft schockiert. Für mich zählt die Truppe um Peavy, den ich persönlich sehr schätze, zu den besten deutschen Metal-Truppen. Alleine die Phase mit Victor und Mike serviert so viele Leckerbissen. Zurück zum Album und zu The Price You Pay. Coole wie lockere Nummer. Der Refrain sitzt, das Level liegt hoch, ganz sicher ein Aufhänger des Silberlings. Das thrashige White Witch macht da leider zwei Schritte zurück. Wenn er nicht auf dem Datenträger wäre, könnte man bestimmt mehr mit ihm anfangen. Gegen die beiden Vorgänger hat er nur überhaupt nichts zu lachen. Last Dawn, das nächste Zwischen-Intro, spielt den Pass scharf auf Devastation. Die schnelle Nummer geht wieder holziger vom Stapel, nimmt Fahrt durch angelehnte Speed-Metal-Ideen auf, um im Grundsatz den Groove-Motor anzuwerfen. Auch eher Mittelmaß, wenn man auf den Titeltrack, The Price You Pay und Beyond The Doors Of The Dark blickt. Trotzdem hat alles Hand und Fuß. Ohne richtige Filler kann man alles ohne Probleme hören und einzelne Nummern haben immer noch die Qualität, dass man nicht genervt weiter drücken möchte. Mit 40 Minuten gefühlt kürzer als das, was man geboten bekommt.

Bevor ich das erste Jahr Zeitreise beende: Vielen Dank Flo, dass du von Andi ohne zu zögern übernommen hast. Mir haben unsere Ausgaben viel Freude bereitet und ich hoffe, wir gehen auch gemeinsam ins zweite Jahr der Time For Metal Zeitreise.

Florian W.:
Savatage und Rage sind ein guter Vergleich. Beide sind so sympathisch und unterbewertet zugleich. Da schlage ich doch gleich mal einen Rage-Klassiker zum neuen Jahr für unsere Zeitreise vor. Welcher wird noch nicht verraten.

Eigentlich finde ich White Witch ganz cool. Dabei handelt es sich nicht um eine Sagengestalt, stattdessen warnt der Text vor Kokainmissbrauch. So recht werde ich das Gefühl nicht los, dass er so gar nicht auf das Album passt. Wirkt wie ein Überbleibsel älterer Aufnahmen. Der Speed-Metal-Nummer geht jedweder düstere Charakter der vorherigen Songs verloren. Macht live bestimmt trotzdem richtig Laune. Die finsteren Gedanken kommen mit dem Intermezzo Last Dawn ganz schnell zurück und die lässigen Riffs von Devastation können das Niveau wieder auf gewohntes Terrain hieven. An dieser Stelle sei auch das starke Drumming von Steve Wacholz erwähnt – Power ohne Ende. Devastation hat vielleicht nicht die Klasse der oft erwähnten Stücke, bildet aber dennoch ein weitaus stimmigeres Ende, als es White Witch hätte liefern können. Damit wäre von meiner Seite alles zu Hall Of The Mountain King gesagt. Savatage werden wohl den Weg wieder häufiger in meine Anlage finden.

Genau das ist auch die Überleitung zu meinen letzten Zeilen, bevor du unsere Leser ins neue Jahr verabschiedest. Die Zeitreise macht so einen Spaß, weil man auf der einen Seite wieder mehr Zeit mit seinen Lieblingsalben verbringt und auf der anderen Seite sogar ganze neue Musik entdeckt, der man bisher zu wenig Beachtung geschenkt hat. Also dann mein Lieber, auf ins Jahr 2022, mit weiteren schönen Reisen durch die Geschichte des Metal.

René W.:
Von meiner Seite ist zu diesem Album auch alles gesagt. Leider muss ich euch mitteilen, dass der liebe Andi keine neue Zeitreise mit uns gestalten wird. Die gute Nachricht folgt jedoch auf dem Fuß: Die Time For Metal Zeitreise wird auch ins zweite Jahr gehen und das als Duo Flo und meine Person. Ihr könnt euch also auf weitere Klassiker einstellen. Da Flo sich Rage gewünscht hat, soll er dieses auch gleich im Januar bekommen. Ab 2022 gibt es wieder eine Ausgabe pro Monat, die am letzten Tag erscheinen wird. Für Dezember 2022 haben wir uns bereits ein Spezial reserviert, in dem wir in zwei Folgen über eine Band und zwei Klassikern aus ihren Händen sprechen werden. Vielen Dank an alle Leser, die uns bei dieser Kolumne jeden Monat durch das fleißige Lesen motivieren, unsere persönlichen Gedanken und Erlebnisse festzuhalten!

Guten Rutsch ins Jahr 2022 und bis Ende Januar mit unserer Rage Zeitreise.

Flo und René 

Euch gefällt unsere Time For Metal Zeitreise? Dann schaut euch auch gerne die anderen Folgen an:

Time For Metal Zeitreise – Iron Maiden – Killers (1981)

Time For Metal Zeitreise – Metallica – Metallica (1991)

Time For Metal Zeitreise – Helloween – Keeper Of The Seven Keys Part I (1987)

Time For Metal Zeitreise – Helloween – Keeper Of The Seven Keys Part II (1988)

Time For Metal Zeitreise – Grave Digger – Tunes Of War (1996)

Time For Metal Zeitreise – Sodom – Agent Orange (1989)

Time For Metal Zeitreise – Manowar – Kings Of Metal (1988)

Time For Metal Zeitreise – Blind Guardian – Tales From The Twilight World (1990)

Time For Metal Zeitreise – Slayer – Reign In Blood (1986)

Time For Metal Zeitreise – Dimmu Borgir – Enthrone Darkness Triumphant (1997)

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Time For Metal Zeitreise – Scorpions– Crazy World (1990)

Time For Metal Zeitreise – Sepultura – Arise (1991)

Time For Metal Zeitreise – Tiamat – Wildhoney (1994)

Time For Metal Zeitreise – Gamma Ray – No World Order (2001)

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Time For Metal Zeitreise – Led Zeppelin – II (1969)

Time For Metal Zeitreise – Guns n’ Roses – Appetite For Destruction